Ist es sinnvoll, Haustiere in der Ferienwohnung erlauben?

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Ferienwohnung mit Hund: Goldgrube oder Nervenkrieg? Eine ehrliche Analyse für Vermieter

Nachdenklicher Vermieter schaut aus dem Fenster seiner sauberen Ferienwohnung auf einen Hund, der draußen im Garten spielt.
Die Gretchenfrage für jeden Vermieter: Lässt man den besten Freund des Menschen über die Schwelle – oder lieber nicht?

Ich stelle mir das bei vielen Vermietern bildlich vor. Da sind zwei Stapel auf dem Schreibtisch. Der eine ist der Stapel der Hoffnungen: prall gefüllte Buchungskalender, treue Stammgäste, eine Auslastung, die selbst in der Nebensaison für ein Lächeln sorgt. Und dann ist da der andere Stapel, der der Ängste: zerkratzte Türen, versauter Teppichboden, endloser Ärger mit den Nachbarn wegen Gebells und die gefürchteten schlechten Bewertungen, weil irgendetwas nicht gepasst hat. Und mitten zwischen diesen beiden Stapeln steht oft eine einzige, entscheidende Frage: Erlaube ich Hunde in meiner Ferienwohnung oder nicht?

Seit über zwei Jahrzehnten berate ich nun schon Vermieter von Ferienimmobilien, und kaum ein Thema polarisiert so sehr wie dieses. Für die einen ist es ein absolutes No-Go, ein unkalkulierbares Risiko. Für die anderen ist es der Schlüssel zum Erfolg. Die Wahrheit, wie so oft im Leben, liegt irgendwo dazwischen. Das Ganze ist weniger eine Glaubensfrage als eine knallharte unternehmerische Entscheidung. Man könnte es als Wette sehen. Eine Wette auf eine riesige, zahlungskräftige und unglaublich loyale Zielgruppe. Die Frage ist nur: Sind Sie bereit, den Einsatz zu bringen?

Die nackten Zahlen: Warum der Markt für den „Urlaub mit Hund“ boomt

Lassen Sie uns für einen Moment die Emotionen – und die Bilder von Schlammpfoten auf dem Sofa – beiseiteschieben und auf die Fakten schauen. In Deutschland leben über 10 Millionen Hunde. Das sind 10 Millionen Familien, Paare und Alleinreisende, für die der Vierbeiner ein vollwertiges Familienmitglied ist. Und dieses Familienmitglied soll mit in den Urlaub. Der Markt für die Ferienwohnung mit Hund ist also kein Nischenprodukt, er ist ein gigantischer, stetig wachsender Wirtschaftsfaktor.

Ein Kalenderblatt mit vielen markierten, gebuchten Tagen, was eine hohe Auslastung symbolisiert.
Ein voller Buchungskalender, auch in der Nebensaison – für viele der Hauptgrund, Hunde zu erlauben.

Wer seine Türen für Hunde öffnet, erschließt sich nicht nur diesen riesigen Pool an potenziellen Gästen. Meiner Erfahrung nach profitieren Vermieter von drei entscheidenden Vorteilen:

1. Bessere Auslastung in der Nebensaison: Hundebesitzer sind oft flexibler. Sie reisen gerne im Frühling oder Herbst, wenn die Strände an Nordsee und Ostsee leerer sind und das Wetter ideal für lange Spaziergänge ist.

2. Höhere Zahlungsbereitschaft: Eine wirklich gute, hundefreundliche Unterkunft ist rar. Wer ein passendes Angebot findet, ist oft bereit, dafür auch etwas mehr zu bezahlen.

3. Enorme Markentreue: Hat ein Hundebesitzer einmal das perfekte Ferienhaus oder die ideale Wohnung gefunden, kommt er wieder. Und wieder. Und er empfiehlt Sie weiter. Diese Loyalität ist Gold wert.

Wer also über leere Betten im Oktober klagt, sollte vielleicht einmal durchrechnen, ob das Risiko „Hund“ nicht durch die Chance auf zusätzliche Buchungen mehr als aufgewogen wird.

Die dunkle Seite der Medaille: Zerstörung, Lärm und der gefürchtete Hundehaar-Tornado

So, und jetzt Butter bei die Fische. Natürlich ist nicht alles rosig. Die Ängste sind ja nicht aus der Luft gegriffen. Ich habe in meiner Laufbahn schon einiges gesehen. Zerkratzte Türrahmen, weil der Hund Trennungsangst hatte. Angeknabberte Tischbeine aus Langeweile. Und ja, den Geruch von nassem Hund, der sich hartnäckig in den Polstern festgesetzt hat. Diese Risiken zu ignorieren, wäre naiv und grob fahrlässig.

Stellen Sie sich das mal vor: Sie öffnen nach einem Gästewechsel die Tür zu Ihrer liebevoll eingerichteten Wohnung. Anstatt des vertrauten, sauberen Dufts schlägt Ihnen eine müffelige Note entgegen. Sie streichen über das dunkle Sofa und Ihre Hand ist voller heller Haare, die sich wie Kletten im Stoff verhakt haben. Und an der Terrassentür, auf Nasenhöhe, kleben die getrockneten Abdrücke einer feuchten Hundeschnauze. Das ist die Realität, die eine unzureichende Vorbereitung und eine mangelhafte Endreinigung der Ferienwohnung mit sich bringen kann. Ein Szenario, das man als Vermieter unbedingt vermeiden will.

Die Entscheidung für den Hund im Ferienhaus ist daher immer auch eine Entscheidung für mehr Arbeit, mehr Vorsorge und ein durchdachtes Risikomanagement. Wer einfach nur ein Häkchen im Buchungsportal setzt und hofft, dass alles gut geht, spielt russisches Roulette mit seiner Immobilie.

Rechtlich auf der sicheren Seite: Der kleine, aber feine Unterschied beim Vertrag

Bevor wir zu den praktischen Lösungen kommen, ein kurzer, aber entscheidender juristischer Hinweis. Anders als bei einem dauerhaften Wohnmietverhältnis schließen Ihre Gäste einen Beherbergungsvertrag ab. Das gibt Ihnen als Vermieter das Hausrecht. Sie sind nicht verpflichtet, einen Hund aufzunehmen. Und wenn Sie es tun, können Sie die Regeln festlegen. Wenn ein Gast trotz Verbots ein Haustier mitbringt, können Sie den Vertrag fristlos kündigen. Dieses Wissen ist Ihr juristisches Rückgrat. Es gibt Ihnen die Kontrolle zurück. Sie sind nicht der Bittsteller, sondern derjenige, der die Bedingungen für den Urlaub mit Hund vorgibt.

Die Hausordnung für die Ferienwohnung: Ihre wichtigste Versicherung

Und damit kommen wir zu Ihrem wichtigsten Werkzeug im Risikomanagement: einer klaren und fairen Hausordnung für die Ferienwohnung. Vergessen Sie nichtssagende Standard-Floskeln. Ihre Hausordnung ist der Ort, an dem Sie die Spielregeln für den Aufenthalt mit Vierbeiner definieren. Sie ist kein Misstrauensvotum, sondern ein Akt der Transparenz, der beiden Seiten Sicherheit gibt.

Ein stilvoll eingerichtetes Wohnzimmer einer Ferienwohnung, das sauber und ordentlich ist.
Klare Regeln in der Hausordnung schützen Ihre Einrichtung und schaffen Vertrauen.

Was gehört da rein? Ganz konkrete Ansagen:

  • Sind Hunde auf dem Sofa oder im Bett erlaubt? Wenn ja, vielleicht nur mit eigener Decke?
  • Darf der Hund alleine in der Unterkunft bleiben? Wenn ja, wie lange maximal?
  • Wo genau auf dem Grundstück darf der Hund sein Geschäft verrichten (und wer entfernt es)?
  • Gibt es Bereiche (z.B. ein bestimmtes Schlafzimmer), die für den Hund tabu sind?

Kommunizieren Sie diese Regeln *vor* der Buchung. Ein Gast, der weiß, worauf er sich einlässt, ist ein guter Gast.

🐾 Der FeWo-Hunde-Check: Lohnt sich das Risiko?

Beantworten Sie die folgenden Fragen ehrlich und finden Sie heraus, welches Potenzial – und welche Risiken – in der Vermietung an Hundebesitzer für Sie stecken.

1. Welcher Bodenbelag überwiegt in Ihrer Ferienwohnung?



2. Wie würden Sie Ihre Einrichtung beschreiben?



3. Welchen Außenbereich bieten Sie?



4. Wie ist Ihre Auslastung in der Nebensaison (z.B. Oktober-März)?



5. Wären Sie bereit, eine Hunde-Pauschale (z.B. 30-50€) für die Endreinigung zu erheben?


6. Ihre persönliche Schmerzgrenze: Ein paar Hundehaare in den Ecken oder ein Kratzer an der Tür…



7. Haben Sie Lust und Zeit, klare Regeln (Hausordnung) zu erstellen und diese auch im Vorfeld zu kommunizieren?



Endreinigung in der Ferienwohnung: Wie man Kosten fair und transparent gestaltet

Eine Anekdote aus der Praxis

Ich erinnere mich an eine Vermieterin, nennen wir sie Sabine, von der Insel Rügen. Sie hatte eine wunderschöne Wohnung, aber panische Angst vor Hunden. Jahrelang hat sie den riesigen Markt für den Urlaub mit Hund an der Ostsee links liegen lassen. Wir haben uns dann zusammengesetzt und ein Konzept erarbeitet. Wir haben eine faire, aber kostendeckende Pauschale für die Endreinigung der Ferienwohnung kalkuliert, die den Mehraufwand für die intensive Reinigung von Polstern und Teppichen abdeckt. Diese wurde transparent ausgewiesen. Heute hat Sabine fast nur noch Gäste mit Hunden, eine Top-Auslastung und kaum Probleme. Ihr Geheimnis? Klare Regeln und eine faire, aber realistische Preisgestaltung.

Eine Extra-Gebühr für den Hund ist keine Schikane. Sie ist eine Notwendigkeit. Ein Hund bedeutet mehr Reinigungsaufwand. Punkt. Kalkulieren Sie ehrlich, was Sie eine Stunde intensiver Reinigung kostet, und schlagen Sie das in Form einer Pauschale drauf. Zwischen 30 und 70 Euro pro Aufenthalt, je nach Größe des Objekts, sind hier durchaus üblich und werden von den meisten Hundebesitzern auch anstandslos akzeptiert – solange die Leistung, also eine blitzsaubere Wohnung, am Ende stimmt.

Vom Risikofaktor zum Wettbewerbsvorteil: So wird Ihre Unterkunft wirklich hundefreundlich

Wenn Sie sich für den Hund als Gast entscheiden, dann gehen Sie den Weg aber auch konsequent. Nur ein Häkchen zu setzen, reicht nicht. Werden Sie zur ersten Adresse für den perfekten Urlaub mit Hund.

– **Investieren Sie in die richtige Ausstattung:** Robuste Böden wie Fliesen oder Vinyl sind besser als Parkett. Eine Ledercouch ist pflegeleichter als ein Stoffsofa. Ein eingezäunter Garten ist das absolute Killer-Feature.

– **Bieten Sie Mehrwert:** Stellen Sie einen Wassernapf bereit. Legen Sie ein altes Handtuch für schmutzige Pfoten in den Eingangsbereich. Erstellen Sie eine Mappe mit den schönsten Gassi-Routen, Adressen von Tierärzten und den besten Hundestränden in der Nähe, sei es auf Usedom oder Sylt.

Diese kleinen Gesten machen aus einer einfachen Erlaubnis ein echtes Willkommen. Und das spricht sich herum.

Meine kontroverse These: Wer Hunde pauschal ablehnt, verschenkt oft bares Geld

Ich weiß, das hören viele nicht gerne. Aber ich behaupte: In 9 von 10 Fällen ist eine pauschale Ablehnung von Hunden eine verpasste Geschäftschance. Selbst in luxuriöseren Objekten. Man muss nur die richtigen Gäste anziehen und die richtigen Regeln aufstellen. Ein verantwortungsvoller Hundebesitzer, der für eine Woche Ferienhaus mit Hund 1.500 Euro bezahlt, wird penibel darauf achten, dass sein Tier keinen Schaden anrichtet. Oft sind das die pflegeleichteren Gäste.

Das eigentliche Problem sind nicht „die Hunde“, sondern unverantwortliche Halter. Mit einer klugen Preisstrategie (Kaution, Reinigungsgebühr) und guter Kommunikation filtern Sie die schwarzen Schafe oft schon im Vorfeld heraus. Sich aus reiner Bequemlichkeit diesem riesigen Markt zu verschließen, ist – betriebswirtschaftlich gesehen – oft ein Fehler.

Die Gretchenfrage für Vermieter: Hund ja oder nein? Was bleibt unterm Strich?

Es gibt keine pauschale Antwort. Die Entscheidung, ob Sie eine Ferienwohnung mit Hund anbieten, hängt von Ihrer Immobilie, Ihrer Risikobereitschaft und Ihrem Engagement ab. Es ist keine Entscheidung, die man leichtfertig treffen sollte. Aber es ist eine, die sich unglaublich lohnen kann.

Betrachten Sie es als eine strategische Weichenstellung für Ihr Business. Wenn Sie sich dafür entscheiden, dann tun Sie es richtig. Hier meine abschließenden Gedanken als Checkliste:

  • Analysieren Sie Ihre Immobilie schonungslos: Ist sie wirklich für Hunde geeignet oder machen Sie sich und den Gästen nur Stress?
  • Kalkulieren Sie die Kosten ehrlich: Was kostet Sie die Extra-Reinigung und die höhere Abnutzung wirklich? Preisen Sie das ein!
  • Setzen Sie auf glasklare Regeln: Ihre Hausordnung ist Ihre beste Freundin und schützt Sie vor Missverständnissen.
  • Kommunizieren Sie proaktiv: Sprechen Sie mit Ihren Gästen. Ein kurzer Anruf kann mehr klären als zehn E-Mails.
  • Sehen Sie es als Chance: Positionieren Sie sich als Experte für den Traumurlaub mit Hund. Das schafft eine treue und dankbare Kundschaft.

Letztendlich ist die Vermietung an Gäste mit Hund wie das Halten eines Hundes selbst: Es macht ein bisschen mehr Arbeit, es gibt ein gewisses Risiko, aber die Freude und die Loyalität, die man zurückbekommt, können unbezahlbar sein. Vielleicht ist es an der Zeit, den Stapel der Ängste beiseitezuschieben und einen beherzten Blick auf den Stapel der Chancen zu werfen.

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